Kingdom Rush im Test: Tower Defense als Brettspiel (2024)

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Von: Sebastian Hamers

Kingdom Rush im Test: Tower Defense als Brettspiel (1)

Nach einer Version für Browser folgten schon bald Umsetzungen für iOS und Android. Jetzt gibt es Kingdom Rush auch als Brettspiel.

  • für 1-4 Spieler ab 14 Jahren geeignet
  • Spieldauer: ca. 60-90 Minuten
  • Grundbox enthält 10 Szenarien
  • Preis: rund 60€

Video- und Computerspiele erobern die Welt. Waren sie in meiner Jugend noch eine Freizeitbeschäftigung für Nerds und Außenseiter, mussten inzwischen selbst andere Kulturbranchen anerkennen, dass Videospiele zum Hobby für die Massen geworden sind. Viele bedienen sich sogar selbst gerne mal einer bekannten Computerspiel-Lizenz, um damit das eigene Medium zu pushen. Egal ob Bücher, Kinofilme, Serien oder Comicreihen… viele Videospielcharaktere gehören medium-übergreifend längst zur Popkultur. Die Brettspiel-Welt hat das bereits sehr früh erkannt. Schon in den 80er Jahren gab es erste Adaptionen von Pac-Man, Frogger oder Pole Position. Heute findet sich zu vielen wichtigen Videospiel-Lizenzen die passenden Brettspiele im Handel. In der jüngeren Vergangenheit wurden sogar einige prominente Mobile-Games mit einer analogen Variante bedacht, wie zum Beispiel das brandneue Kingdom Rush. Das Tower-Defense-Spiel startete als kostenloses Browserspiel und gelangte mit den Umsetzungen für Android und iOS zu großer Popularität. Diese hat dem Spiel nun eben auch eine Brettspiel-Umsetzung beschert.

Aus der handlichen Mobile-Version ist ein ziemlich dickes Paket geworden. Mobiles Spielen ist mit der Brettspiel-Fassung von Kingdom Rush sicher nicht drin. Das Spiel bringt schon ein paar Kilos auf die Waage, was insbesondere an den stattlichen Miniaturen und einer Vielzahl von Karten, Tableaus und Kacheln liegt. Letztere stellen das Grundgerüst des Spiels dar. Die verschlungenen Pfade, die von den heranstürmenden Monsterhorden plattgewalzt werden, werden im Brettspiel modular mit diesen Kacheln zusammengesteckt. Das Grundspiel besteht aus insgesamt zehn Szenarien, die alle über einen unterschiedlichen Spielaufbau verfügen. Jede Mission stellt euch also vor ganz neue Herausforderungen.

Kooperative Abwehrschlacht in Kingdom Rush: Riss in der Zeit

Wie bei jeden Tower-Defense-Spiel geht es natürlich auch bei Kingdom Rush darum, eure Heimat vor den Horden eines Superschurken zu beschützen. Eine Angriffswelle nach der anderen setzt sich in Richtung des Königsreichs in Bewegung. Die Zeit drängt also. Glücklicherweise sind die Monsterhorden ziemlich berechenbar. Sie laufen immer brav entlang des vorgegebenen Pfads. Das gibt euch die Chance, ihren Weg mit mächtigen Wehrtürmen zu spicken, die dem Gegner ordentlich einheizen. Es entsteht ein Wettlauf mit der Zeit. Gelingt es euch die Horden rechtzeitig zu Fall zu bringen, bevor sie das Herz des Königreichs erreicht haben?

Kingdom Rush im Test: Tower Defense als Brettspiel (2)

Ganz so leicht machen es euch die Monster allerdings nicht. Je nach Szenario spawnen sie an verschiedenen Stellen auf dem zusammengesteckten Spielplan. Die zurückgelegten Wege können möglicherweise also etwas variieren, was ihr bei der Zusammenstellung eurer Abwehr berücksichtigen solltet. Diese organisiert ihr in voll kooperativer Spielweise. Es gibt nur ein einziges Königreich. Jeder von euch muss seinen Teil dazu beitragen, Schaden vom Reich abzuwenden, indem ihr unterschiedliche Gefechttürme entlang des Pfades errichtet.

In Kingdom Rush: Riss kämpft ihr gegen Horden, Bosse und Portale

Die Monsterscharen kommen stets in Gruppen ins Spiel. In jeder Spielrunde zieht ihr neue Karten von einem vorbereiteten Stapel, die an den Spawnpunkten eingesetzt werden. Auf einer Karte befindet sich immer eine Vielzahl von Gegnern, die ihr möglichst schnell ausschalten solltet. Der Szenarioaufbau legt direkt vor Spielbeginn fest, wann welche Monsterhorden aktiviert werden. Es gibt also keinen großen Zufallsfaktor, der für Ungewissheit sorgt. Beinharte Strategen können den ganzen Ablauf also theoretisch generalstabsmäßig vorbereiten.

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Im Spiel wird prinzipiell zwischen den normalen Horden-, sowie Portal- und Bosskarten unterschieden. Während ihr auf den Hordenkarten eine Ansammlung von Standard-Gegnern findet, sind die Bosse natürlich schon etwas mächtiger. Die Bossgegner solltet ihr auf jeden Fall eliminieren bevor sie in das Königreich vordringen. Schafft es ein Boss tatsächlich ins Ziel, habt ihr die Partie sofort verloren. Normale Horden fügen dem Reich lediglich ein paar Schadenspunkte zu. Schlüpfen ein paar Monster durch euer Abwehrbollwerk, ist das also noch halbwegs zu verschmerzen. Auf Portalkarten befinden sich ebenfalls diverse Kreaturen der Finsternis. In den meisten Szenarien ist es eure vorrangige Aufgabe, die Portale zu zerstören. Habt ihr alle Portale vernichtet und übersteht die laufende Runde, dann ist euer Königreich gerettet.

Puzzlemeister sind in Kingdom Rush: Riss in der Zeit gefragt

Eine Gegnerkarte gilt als zerstört, wenn alle darauf abgebildeten Monster besiegt wurden. Sie bestehen aus 5x5 Feldern und sind mal mehr und mal weniger stark mit Kreaturen versehen. Um ein Monster zu bezwingen, müsst ihr lediglich sein Feld mit einem Plättchen abdecken. An dieser Stelle kommen die verschiedenen Wehrtürme ins Spiel. Jeder Turm feuert aus sicherer Distanz Plättchen in verschiedenen Varianten ab. Die Kunst besteht nun darin, die Plättchen auf einer Gegnerkarte so zu verteilen, dass alle Kreaturen möglichst effizient abgedeckt werden.

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Verschleudert werden tetrisähnliche Gebilde, was Kingdom Rush einen Puzzlefaktor verleiht. Die bei Tetris übliche Rotation ist in diesem Fall aber keine Selbstverständlichkeit. Viele Türme sind in ihrer Grundform nicht in der Lage, die Schadensplättchen um die eigene Achse zu drehen. Das macht euch stellenweise ein wenig unflexibel, ist aber gleichzeitig auch ein Teil der großen Herausforderung. Sobald alle Kreaturen erfolgreich mit Plättchen abgedeckt wurden, kommt die Karte aus dem Spiel und ihr erhaltet Kristalle als Belohnung. Mit diesen könnt ihr im späteren Rundenverlauf auf dem Markt aktiv werden und euch neue Türme zulegen.

Kindom Rush: Riss in der Zeit bewegt sich nah an der digitalen Vorlage

Der Marktplatz fällt üppiger aus als gedacht. Ihr findet Wachtürme diverser Schadenskategorien und in verschiedenen Ausbaustufen wieder. Es ist meistens lohnend, sich als Team breit aufzustellen. Einige Kreaturen verfügen über eine natürliche Widerstandskraft gegenüber physischen Waffen, andere sind gegen magische Angriffe gefeit. Das Drauflospuzzeln wird dadurch deutlich erschwert. Ein riesiges Plättchen mit magischem Schaden muss auf einer Karte auch erst einmal verbaut werden können. Hat sich in der Kartenmitte ein magieresistentes Wesen eingenistet, könnt ihr eure magische Bazooka unter Umständen gleich wieder einpacken.

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Ein weiteres Problem beim Verteilen der Schadensplättchen stellt die Reichweite der Türme dar. Die Türme sind nicht immer ganz so flexibel, wie ihr euch das wünschen würdet. Sie feuern nur in bestimmte Richtungen und auch nicht über jede Distanz hinweg. Ihr müsst euch also schon gut überlegen, wie ihr eure Türme auf dem Feld verteilt. Eine besondere Rolle kommt dabei den Miliztürmen zu. Sie verfügen zwar nicht über Fernkampfvorrichtungen, beherbergen dafür allerdings eure Soldaten. Diese lassen sich prima einsetzen, um einzelne Felder auf einer Gegnerkarte zu belegen. Die Frontkämpfer verhindern zudem das Vorrücken der Horde in der laufenden Runde. Sie stellen sich ihren Feinden standhaft in den Weg und halten ihren Sturmlauf für einen Moment auf. Ihr habt also wieder etwas Zeit gewonnen.

Die Helden sind die Stars in Kingdom Rush: Riss in der Zeit

Über die gleiche Funktion verfügen auch die Heldenminiaturen im Spiel. Ihr werdet bei Spielbeginn mit einer von fünf Heldenfiguren ausgestattet. Jede davon kann auf gleich mehrere Attacken oder Sonderfertigkeiten zurückgreifen. Die einzelnen Helden spielen sich stark unterschiedlich, so dass es sich lohnt, mit ihnen etwas herumzuexperimentieren. Die Heldenfiguren fallen auch etwas größer aus als ihre Soldaten-Pendants. Sie belegen auf einer Gegnerkarte gleich vier Felder auf einmal und sind damit im Kampf besonders wertvoll.

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Habt ihr euer gesamtes Pulver für diese Runde verschossen, bewegen sich die Gegnerkarten weiter in Richtung eures Königreichs. Gelingt einer Karte tatsächlich der Durchbruch, fügt jedes nicht abgedeckte Monster eurem Reich einen Schadenspunkt zu. Möglicherweise werden nun auch die Spezialeffekte der feindlichen Kreaturen aktiviert. Unter ihnen befinden sich manchmal ein paar Heiler. Sie sorgen dafür, dass sämtliche Schadensplättchen wieder von der Karte genommen werden müssen. Andere Monster haben es hingegen besonders eilig und aktivieren ihre Bewegung gleich doppelt. Diese besonderen Monster solltet ihr also am besten zuerst ausschalten.

Rüstet in Kingdom Rush: Riss in der Zeit eure Verteidigung auf

Sofern in die Runde heil überstanden habt, nehmt ihr jetzt alle Turmkarten wieder auf die Hand zurück. In der nächsten Spielrunde dürfen sie wieder neu verteilt werden. Nicht eingesetzte Türme können an einen Mitspieler weitergereicht werden. Der Turm hat die Zeit der Inaktivität genutzt, um sich einer Generalüberholung zu unterziehen und erhält ein Upgrade. Ihr ersetzt den Turm durch die gleiche Variante des nächsthöheren Levels. Eure Bastion wird wieder ein kleines Stück mächtiger.

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Am Ende der Runde dürft ihr noch gemeinschaftlich eure Kristalle auf dem Markt reinvestieren. Sämtliche Beute wird immer von euch gemeinschaftlich verwaltet. Ihr entscheidet zusammen, wie ihr die neu erworbenen Türme unter euch aufteilt. Danach kann auch gleich die neue Runde beginnen, indem ihr wieder eure Aktionen durchführt.

Für das Durchspielen eines Szenarios benötigt ihr etwa 60-90 Minuten. Mit der Grundbox werden zehn Szenarien mitgeliefert, die ihr in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden meistern könnt. Für Nachschub hat der Mirakulus-Verlag schon gesorgt. Die ersten Erweiterungen mit neuen Helden und Abenteuern sind bereits auf dem Weg. Kingdom Rush: Riss in der Zeit ist für ein bis vier Spieler ab vierzehn geeignet. Ihr findet das Spiel ab sofort zum Preis von rund 60€ im Handel.

Fazit: Kingdom Rush: Riss in der Zeit zeigt wie Tower Defense als Brettspiel funktioniert und kommt damit auf diese Testwertung

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Auf der Konsole oder dem Smartphone habe ich ja nun schon etliche Tower-Defense-Spiele gedaddelt. Ich würde mich also durchaus als Fan des Genres bezeichnen. Umso gespannter war ich auf die Veröffentlichung von Kingdom Rush: Riss in der Zeit. Obwohl sich das Brettspiel mechanisch recht nah am digitalen Vorbild bewegt, gibt es dennoch ein paar Unterschiede. Während sich eine Partie auf dem Handy auch mal schnell zwischendurch zocken lässt, müsst ihr euch für Kingdom Rush: Riss in der Zeit schon ein wenig Zeit nehmen. Das fängt schon beim Aufbau des Szenarios an, der euch etwas Geduld abverlangt. In der analogen Variante geht es überhaupt deutlich gemächlicher zur Sache. Ihr steht zwar schon unter dem Druck, die Gegnerwellen möglichst effizient abzuarbeiten, nur stressen müsst ihr euch dabei nicht. Bei der Entwicklung einer Strategie habt ihr alle Zeit der Welt. Im Spiel dürft ihr sämtliche Optionen in Ruhe abwägen und diskutieren. Doch genau dadurch entsteht auch der kooperative Ansatz von Kingdom Rush. Das gemeinsame Planen und Taktieren machen den Reiz des Spiels aus. Viel Freude macht zudem das Ausprobieren der unterschiedlichen Heldenfiguren, die euch immer wieder andere taktische Optionen eröffnen. Kingdom Rush: Riss in der Zeit ist ein tolles Spiel für Optimierer und Planer, die sich gerne mit ihren Mitspielern über die nächsten Züge austauschen. Als reine Solo-Variante funktioniert das Brettspiel aber dennoch. Mit ein paar wenigen Änderungen lässt sich Kingdom Rush: Riss in der Zeit problemlos ganz ohne weitere Mitspieler zocken.

ProCon
+ schicke Miniaturen- kürzere Wegstrecken als in der digitalen Version
+ enthält 10 Szenarien- Regelwerk etwas umständlich
+ Erweiterungen schon in der Mache
+ kooperativer Spielansatz
+ unterschiedliche Schwierigkeitsgrade
+ mit Solo-Modus

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